Arminius

Arminius
I
Arminius,
 
verdeutscht Hẹrmann, Cheruskerfürst, * zwischen 18 und 16 v. Chr., ✝ um 21 n. Chr.; Sohn des Segimer; kam etwa 8 v. Chr. nach Rom und nahm als Militärtribun zusammen mit seinem Bruder Flavus 4-6 n. Chr. an den Feldzügen des Tiberius gegen das freie Germanien und 7/8 n. Chr. an der Niederwerfung des Aufstands in Pannonien teil. Arminius besaß das römische Bürgerrecht und die Ritterwürde. Zum Gegner der Römer wurde er, als der römische Statthalter in Germanien, P. Quinctilius Varus, dort römisches Recht und römisches Steuerwesen einführen wollte. Der germanische Aufstand begann wohl als Truppenrevolte, wurde aber von Arminius durch die Bildung einer Koalition der Cherusker mit benachbarten Stämmen ausgeweitet. Im September 9 n. Chr. vernichtete Arminius das aus drei Legionen und Auxiliartruppen bestehende römische Heer (rund 20 000 Soldaten) in der Varusschlacht (bisher bekannt als Schlacht im Teutoburger Wald, nach neueren archäologischen Untersuchungen aber wahrscheinlich im Gebiet von Kalkriese). Der militärische Erfolg über die Römer machte Arminius zur bekanntesten Gestalt der germanischen Frühgeschichte. Die Rachefeldzüge des Tiberius und des Germanicus 14-16 n. Chr. konnten (trotz eines römischen Sieges über Arminius bei Idistaviso, 16 n. Chr.) die römische Herrschaft nicht wiederherstellen und bildeten das Ende der römischen Offensive gegen die rechtsrheinischen Germanen. Als 15 n. Chr. Arminius seinen römerfreundlichen Schwiegervater Segestes in dessen Burg einschloss und dieser durch Germanicus befreit wurde, fiel Arminius' Gemahlin Thusnelda in römische Hände. Nach Kämpfen (seit 17 n. Chr.) gegen den Markomannenkönig Marbod wurde Arminius bei einem Aufstand der Cherusker von Verwandten, denen er zu mächtig geworden war, umgebracht. Der römische Historiker Tacitus würdigte Arminius in seinen »Annalen« als Befreier Germaniens.
 
Die literarische Behandlung setzte mit Neudrucken von Werken des Tacitus ein. Arminius wurde zuerst in U. von Huttens Dialog »Arminius« (1529), dann von N. Frischlin, J. M. Moscherosch und J. Rist zum nationalen Symbol erhoben, sein Leben von D. C. von Lohenstein in einem höfisch galanten Roman behandelt. Im 18. Jahrhundert wurde der Stoff im Roman (C. M. Wieland) und v. a. im Drama (J. E. Schlegel, J. Möser, F. G. Klopstock) erneut zum Mittel nationaler Selbstbesinnung und wirkte mit diesem Akzent auch in den bedeutenden Dramatisierungen von H. von Kleist und C. D. Grabbe fort.
 
 
D. Timpe: A.-Studien (1970);
 J. Laroche: A. Fürst der Cherusker (1993);
 
A. u. die Varusschlacht. Gesch. - Mythos - Lit., hg. v. R. Wiegels u. W. Woesler (1995).
 
II
Arminius
 
Geboren im Jahre 18 (oder 16) v. Chr. als Sohn des Cheruskerfürsten Segimer - die Cherusker siedelten zwischen Weser und Elbe -, kam Arminius zusammen mit seinem Bruder Flavus (beide Namen sind nur in der lateinischen Form bekannt) als Kind zur Erziehung und militärischen Ausbildung nach Rom. In den Germanenfeldzügen des Tiberius befehligte er 4-6 n. Chr. die germanischen Hilfstruppen, wofür er mit dem römischen Bürgerrecht und der Ritterwürde ausgezeichnet wurde. Nach der Rückkehr zu seinem Stamm stellte er sich jedoch an die Spitze einer Verschwörung gegen den römischen Statthalter Publius Quinctilius Varus, der das römische Verwaltungs-, Steuer- und Rechtssystem im rechtsrheinischen Germanien einzuführen versuchte. Obwohl Varus von dem romfreundlichen Cherusker Segestes gewarnt wurde, ließ er sich im Herbst des Jahres 9 im Teutoburger Wald (die Lage des Ortes ist umstritten) mit drei Legionen in einen Hinterhalt locken und verlor sein ganzes Heer (etwa 20 000 Mann); er selbst beging Selbstmord. Allerdings gelang es Arminius nicht, einen allgemeinen Aufstand der Germanen gegen Rom auszulösen. Die politischen Gegensätze und persönlichen Feindschaften blieben bestehen; Arminius wurde im Jahre 19 (oder 21) von Verwandten ermordet. Wenn auch seine weitergehenden Pläne scheiterten, so ist doch das Urteil des Tacitus, er sei ohne Zweifel der Befreier Germaniens, insofern gerechtfertigt, als infolge der Varusschlacht das freie Germanien endgültig außerhalb des römischen Machtbereichs verblieb.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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